(Holstein-Stadion, 11760 Zuschauer)

Nun stehen wir entgültig vor einem riesen Scherbenhaufen. Nach der Stagnation bzw. Rückentwicklung der letzten 2-3 Jahre steht unterm Strich nun der bittere Abgang in die dritte Liga. Vor einem Jahr noch knapp am direkten Aufstieg gescheitert, in der Relegation von Stegemann verschaukelt muss Eintracht nun einen kompletten Neuanfang machen - einmal erste Liga und zurück. Allerdings täuscht das alles auch ein bischen - die Saison 16/17 war spielerisch lange nicht so stark wie sie scheint. Auf der anderen Seite waren Teile dieser Saison auch nicht so schlecht, dass es im Abstieg enden muss. Dazu eine kleine aber interessante Statistik: Zieht man 16/17 Eintracht die Punkte ab, welche sie in den letzten 10 Minuten klar gemacht haben (Würzburg,Düsseldorf,Heidenheim,Dresden,Lautern), kommen sie auf insgesamt 57 Punkte. Rechnet man in der Saison 17/18 mal alle Punkte dazu, welche sie in den letzten 10 Minuten verspielt haben (Düsseldorf,Lautern,Sandhausen,Bielefeld,Nürnberg,Fürth), kommen sie auf 49 Punkte. Also gerade mal acht punkte auseinander, was meines Erachtens der Leistung beider Saisons in etwa entspricht.
Bloß was führte nun zum Abstieg und wann hätte man reagieren können oder müssen. Bei einer schweren Erkrankung zeigen sich die ersten Symptome in der Regel recht früh. Im Falle Eintrachts war sicherlich die 0:6 Klatsche in Bielefeld letzte Saison ein erstes Indiz für einen Zerfall. Gedanken habe ich mir da noch nicht gemacht, sondern dies einfach als Unfall abgetan. Die Relegation war unglücklich aber wie erwartet. Und durch die erneut gute Platzierung gehörte Eintracht mit zu den besten Fersehgeld-Verdienern der zweiten Liga. Die letzte Saison lief dann durchwachsen, aber nicht schlecht an. Nur eine Niederlage in den ersten 14 Spielen, und diese Pleite gegen Pauli war auch noch sehr überraschend und nicht wirklich dem Spielverlauf entsprechend. Allerdings trat Eintracht durch die Großzahl von neun Remis und nur vier Siegen auf der Stelle. Dann kam eine erste Durststrecke von nur einem Punkt aus fünf Spielen. Eintracht verabschiedete sich aus dem ersten Drittel und musste erstmals die Abstiegsplätze im Auge behalten. Punktemäßig war alles recht eng beieinander, aber meist standen zwischen Eintracht und den Abstiegsplätzen noch 5-6 Mannschaften, welche ja erstmal an denen vorbei ziehen müssten. Dann kam glaube ich der Knackpunkt der Saison, der Auswärtssieg in Aue. Angeblich war dies das Schicksalsspiel von Torsten Lieberknecht...er gewann es mit 3:1 und blieb - bis zum bitteren Ende. Mit der anschließenden Heimniederlage gegen Kaiserslautern wurde der Niedergang eingeläutet. Zwar bäumte sich Eintracht in den folgenden fünf Heimspielen noch mal auf und holte beachtliche drei Siege und zwei Remis, aber gerade auswärts kamen die Leistungen der Mannschaft einem Offenbarungseid gleich. Ab dem Auswärtsspiel in Bochum trat in der Fremde nur noch eine hilf- und leblose Eintracht auf und holte nur noch einen einzigen Punkt in Darmstadt. Dadurch das Eintracht auch noch das letzte Heimspiel gegen lustlose Ingolstädter verlor, holte Eintracht aus den letzten drei Partien keinen Punkt mehr und rutschte auf Platz 17 ab. Ich hatte nach den Spielen gegen Bielefeld und Nürnberg die Hoffnung, das Lieberknecht seinen Posten, ähnlich wie damals Möhlmann, zur Verfügung stellt. Aber er tat es nicht und rannte gerade zu ins Verderben.
Am Ende fragt man sich: Wer ist nun schuld an der ganzen Misere? Ich denke einen einzelnen Schuldigen kann man hier nicht ausmachen. Lieberknecht hat sicherlich mit seinen teils kuriosen Aufstellungen (defensiv gegen schwache Teams, langes Festhalten an schwachen Spielern, viel Rotation bzw. wenig Konstanz um mal einige wunde Punkte zu nennen) seinen Teil dazu beigetragen. Aber auch der sportliche Leiter, der jeden Cent mehrmals umdreht, trägt eine nicht unwesentliche Mitschuld. Es ist ein offenes Geheimnis, dass TL oftmals nicht seine Wunschspieler bekommen hat, sondern nur Nummer 3,4,5 auf seiner Liste. Oder glaubt irgendwer, das z.B. ein Bankdrücker aus Fürth der Erstwunsch von Lieberknecht für die Offensive war? Meine persönliche Meinung ist, dass Arnold/Voigt schon länger mit Hinterlist gegen TL gearbeitet haben. Eine Entlassung konnten sie gegenüber dem Aufsichtsrat nicht durchsetzen, außerdem wäre dies der Fanszene schwer zu verkaufen gewesen. Plötzlich tauchten auch allerlei schlimme Gerüchte auf (TL nach Berlin, Familiäre Probleme) und keiner weiß wo diese herkamen...
Die Verletzungsmisere kam auch genau richtig, guter Ersatz dafür wurde in der Winterpause nicht beschafft. Der Plan von Arnold & Co wird gewesen sein, sich mit Ach und Krach zu retten, um dann im Sommer auf Grund von Erfolglosigkeit eine saubere Trennung von Lieberknecht zu vollziehen. Ich glaube auch, dass für diesen Plan A bereits Vorbereitungen im Gange waren und der Verein sich auf Trainersuche befand. Einen Plan B für den Falle des Abstiegs hatten sie aber nicht auf dem Schirm. Wie ist es sonst zu erklären, dass es über zwei Wochen für die Verpflichtung eines neuen Trainers braucht. Und erst vier Wochen nach dem Abstieg wird der erste Neuzugang vorgestellt? Und das nachdem das komplette Lieberknecht Team vom Hof gejagt wurde und außer den Spielern die sowieso noch verkauft werden sollen, nur noch 4 oder 5 da waren. Desweiteren glaube ich auch, das Arnold endlich aus dem großen Schatten von Lieberknecht raus will und dafür jetzt volles Risiko geht. Wenn der Schuss nach hinten los geht, kann er sich warm anziehen. Ich bin echt mal gespannt wieviele Spieler am Freitag zum ersten öffentlichen Training auf dem Platz stehen...
Es ist echt so bitter, richtig realisiert habe ich die ganze Sache noch nicht. Und dabei ist der Abstieg noch nicht mal das schlimmste, sondern das, was darauf passiert ist. Ich mache mir echt Sorgen, das Eintracht wie Essen oder Aachen komplett in der Versenkung verschwindet. Und das nachdem man mühevoll zehn Jahre lang was stabiles aufgebaut hat.


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