Jetzt sind wir gerade auf der rund 10-stündigen Busreise von Fortaleza nach Natal und wie schon in Südafrika nutze ich diese Transferzeiten um die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen.
Am Tag nach dem Spiel in Sao Paulo mussten wir von dem vermutlich besten Hotel wieder Abschied nehmen und fuhren gegen 11 Uhr von dort Richtung Flughafen Guarelhos. Mit einer Erkältung im Gepäck sollte unser Flieger auf einmal ne halbe Stunde früher starten, man gut das wir immer früh genug am Flughafen einchecken. Diese 'gewonnene' Zeit wurde aber schnell wieder auf brasilianische Weise verplempert, weil ein Problem mit doppelt vergebenen Plätzen auftauchte. Die Plätze von fünf Deutschen mit ausgedruckten Bordkarten waren nämlich belegt von fünf anderen Mitreisenden, die nur ein DIN A4 Ausdruck mit Kuli aufgekrickelten Platznummern vorweisen konnten. Da in der Maschine gerade noch genug Plätze für alle da waren, war das Problem relativ schnell gelöst. Wir waren in der Situation nur froh das wir bereits gesessen hatten und ich möchte nicht wissen was los gewesen wäre wenn die Crew nicht genug freie Plätze gefunden hätte...Der 3-stündige Flug zog sich etwas hin, da der Flieger nicht annähernd das Entertainment wie die Avianca-Flieger bot. GOL scheint das Ryanair Brasiliens zu sein; keine Fernseher, keine Musik und für Speis und Trank muss auch noch bezahlt werden. Gegen 17 Uhr landeten wir dann sicher in Fortaleza, wo ein von Johannes organisierter Transfer zur Unterkunft nach Paracuru auf uns wartete.
Dieser brauchte dann noch mal gut zwei Stunden, bevor wir endlich im westlich von Fortaleza gelegenen Paracuru angekommen waren. Dort folgte der tiefe Fall vom Tryp-Hotel in den Bungalow einer Pousada. Nach dem check-in mussten wir erst mal einiges an Ungezifer aus der Hütte jagen, unter anderem auch eine Riesen-Kakerlake. Die bunte Arten-Vielfalt in Brasilien ist zwar ne tolle Geschichte, aber die müssen ja nicht alle in unserem Bungalow hausen. Das die Unterkunft dazu nicht allzu sauber war erklärt sich glaube für jeden jetzt von selbst. Aber es sind ja nur zwei Nächte und tagsüber sind wir ja eh die meiste Zeit unterwegs.
Damit ist auch die Überleitung zum nächsten Tag vollbracht, dort war nämlich morgens um 9:00 Abfahrt nach Fortaleza zum zweiten Gruppenspiel der Deutschen gegen Ghana. Gegen 11:30 wurde der Bus in nächster Stadionnähe abgestellt und wir gingen die letzten Meter zu Fuss. Da noch gut vier Stunden Zeit waren bis zum Spiel ließen wir uns in Nähe des Nordeingangs in diversen Kneipen nieder, wo wir auch auf Basti, Robin und viele andere Deutsche trafen. Man tauschte sich über das bisher erlebte aus, aß ein paar leckere Fleischspieße und trank dabei einige wenige Biere. Man muss dazu sagen, dass man bei dem schwül heißen Wetter bereits nach 3-4 Bier einen an der Krone hat :-)
14:30 Ortszeit machten wir uns auf den Weg ins Stadioninnere, was im Gegensatz zu Sao Paulo und Rio trotz ähnlicher Zuschauerzahl wesentlich entspannter funktionierte. Nicht mal ne halbe Stunde später waren wir drin und trafen direkt Melli und Weiß an der ersten Bierbude im deutschen Block. Wir drehten noch eine fast komplette Runde im Unterrang für Fotos um darauf 15 Minuten vor Anpfiff in unseren Block zu gehen. Am Anfang der ersten Halbzeit kam dann direkt mal wieder eine Machtdemonstration der FIFuck - frei nach dem Motto 'Emotionen und Farben raus aus dem Stadion', welches der Weltfussballverband seit über 20 Jahren erfolgreich stetig weiter entwickelt, fingen erstmal zwei Dutzend Ordner an im Oberrang die Banner abzuhängen und teilweise zu konfeszieren. Als dann verständlicher Weise Gegenwehr kam, holten sich die Ordner noch die Militärpolizei dazu. Es ist ja nicht mal so das durch die Banner Werbebanden überhangen wurden, sondern einfach nur Beton mit Fifa-Einheitskritzelei. Auch FIFuck und Blatter kritisierende Rufe änderten nix an der Sache, so dass nach rund 30 Minuten alle Banner weg waren und die Ordner/Polizei sich zurückzogen. Das Anfang der zweiten Hälfte wieder alles vollhing mit Bannern interessierte dann komischer Weise keinen mehr.
Das Spiel war wie so oft ein zweites Spiel der Deutschen bei einem Turnier, einfach schlecht. Zitat eines Hamburgers nach Spielende bei uns im Bus: Wenn man in einer Saison 36 Spiele dieser Sorte mitmacht und dann mit 27 Punkten drinbleibt, weiß man was man geschafft hat. Immerhin hat's diesmal zu einem Remis gereicht, bei der letzten WM ging glaube das zweite Gruppenspiel nach 4:0 Auftakt gegen Serbien verloren. Und nach dem Remis der USA gestern reicht sogar ein Punkt gegen selbige zum Gruppensieg.