Die Anreise
Am Donnerstag Morgen war es endlich soweit - Willi und ich traten unsere bei der Sektion Mitteldeutschland gebuchte Reise zur Euro 2012 an. In insgesamt zehn Tagen werden wir Kiew, Lviv, Warschau und Danzig bereisen und dabei insgesamt vier Spiele in vier verschiedenen Stadien sehen.
Donnerstag Morgen musste ich erst mal umdisponieren, da Willi's Schwester erkrankt war und uns nicht zum Bahnhof fahren konnte. Ich entschied mich mit dem Auto zu fahren, da ich keine Lust hatte das Gepäck zur Straßenbahn zu schleppen. Einen Parkplatz fand ich noch recht günstig hinter dem Maritim, so das der Weg zum Bahnhof recht kurz war. Im dort ansässigen Schnellrestaurant traf ich Willi schon mal auf nen Kaffee, der seinerseits mit der Bahn von Salzgitter angereist war. Unsere gemeinsame Reise startete um 8:58 doch tatsächlich pünktlich mit dem ICE Richtung Frankfurt. Wir setzten uns zu einer Asiatin ins Abteil, die alle Register zog uns wieder zu verjagen. Aber selbst vom spontanan Fingernägel knipsen ließen wir uns nicht abschrecken und wichen den Wurfgeschossen clever aus. Die Bahnfahrt verlief problemlos, was bei einer 84% Pünktlichkeitsrate von Fernzügen nicht selbstverständlich ist. Und diese pünktliche Ankunft hatten wir auch bitter nötig, wie sich später herausstellte...obwohl wir gut zwei Stunden vor Abflug am Flughafen eintrafen, waren wir gerade mal pünktlich zum boarding am Gate. Geschuldet war diese knappe Geschichte trödelden Personal am check-in, weite Wege im Flughafen selbst, eine lange Schlange an der Sicherheitskontrolle und dann steckte noch zu allem Überfluss eine Heftklammer in meiner linken Schuhsohle, welche erst nach 10 Minuten dingfest gemacht und entsotgt werden konnte. Danach durft ich die Kontrolle passieren.
Als wir dann beim Gate waren und gerade mit unserem ersten Bier angestossen hatten kam schon die Durchsage das das Boarding für die Maschine der Ukr. International Airlines beginnt. Und da uns der Busfahrer für den Transfer zum Flieger nicht mit Bier mitnehmen wollte wurden wir quasi genötigt den Halben zu exen. Im Flugzeug selber wollten wir dann aber unseren zweiten Halben in Ruhe trinken, aber auch daraus wurde nix da ich durch eine gute Portion Ungeschick das Bier erstmal auf dem Boden verteilte. Kurz später kam eine Ukrainerin der genau dieser Platz gehörte. Den Sitz hatten wir mit unseren Mitteln noch gesäubert, aber der Boden wo die Dame ihre Jutetasche abstellte, schwomm vor Bier. Als wir eine Stunde später die Plätze tauschten und sie ihre durchtriefte Tasche bemerkte, schaute sie etwas sparsam. Wir versuchten noch die Unschuldigen zu spielen, die leeren Dosen in der Ablage verrieten uns aber trotzdem. Ansonsten war noch die Toilette im Flieger erwähnenswert - von denen gab es zwei Stück hinten. Eine davon war abgeschlossen und 'out of order', in der anderen funktionierte das Licht nicht. Und da ja bekanntermaßen auf Flugzeugtoiletten keine Fenster sind konnte man im stockdunkeln seine Notdurft verrichten.
Die Ankunft
In Kiew angekommen wurden wir von einem bestellten Taxi am Flughafen abgeholt und zum Hostel gefahren. Der Fahrer, der im übrigen die ganze Fahrt kein Ton von sich gab, zeigte nach der Ankunft auf das Hostel, sagte '5 Stars Hostel' und lachte sich schlapp. Naja es war natürlich kein Luxus-Hotel, aber nach Basti's Aussage das Beste was er bisher in der Ukraine gesehen hat. Geschlafen hat man auf einem Brett mit Decke, im Bad und Zimmer musste man hin und wieder Ungeziefer erschlagen und allgemein ließen die hygienischen Bedingungen zu Wünschen übrig, aber für drei Tage zum hausen soll es reichen. Nach dem check-in im Hostel wackelten Willi und ich erst mal los die Umgebung erkunden und Biere holen. Dabei leisteten wir uns direkt den ersten Fauxpas - um die Vorzüge der verschiedenen Biere zu testen packten wir erstmal alle möglichen Sorten ein. Wie sich im Hotel später herausstellte waren auch vier Dosen alkoholfreies dabei, ein klassischer Griff ins Klo. Im Laufe des Abends kam dann auch die Reisegruppe aus Charkiw zurück, zu der u.a. auch Stefan und Basti gehören. Außerdem waren auch wieder eine Menge bekannter Gesichter aus Südafrika und Istanbul dabei. Für den ersten Abend entschieden wir uns in ein in der Nähe gelegenes Pub zu gehen. Und dort merkte man erstmal wie günstig das Leben dort ist, für einen ganzen Abend mit Bier und Essen hat jeder gerade einmal knapp 15 Euro auf den Tisch gelegt. Dazu bekam man auch noch so Leckerbissen wie Last Christmas vom DJ zu hören, großartig!
Insgesamt sind in der Ukraine für unsere Verhältnisse die Lebenshaltungskosten sehr gering, z.B. rund 5 Euro für ein gutes Essen mit Getränk in der Nähe des Hostels. In der Stadtmitte wurde es dann teurer, aber auch da war man mit rund 10 Euro bei einem reichhaltigen Essen dabei. Eine U-Bahn Fahrt kostet egal wohin 20 Cent.
Tag 2 mit Schweden vs. England
An unserem zweiten Tag war erst mal ausschlafen und entspannen angesagt. Gegen mittags versuchten wir uns mal ins WiFi-Netz einzuloggen, was auch allen gelang bis auf mir. Mein Rechner streikte fast komplett was das Internet betrifft und mein Viren-Programm sagte der Rechner hätte Probleme mit dem neuen IPv6-System. Hab das Unternehmen dann irgendwann abgebrochen und für wichtiges eben den Rechner von Stefan genutzt. Gegen 16:30 war erstmal Abfahrt in Richtung Innenstadt, wo in einem Pub ein Treffen mit den Sektionen Rheinland und Bayern stattfand. Dort war eigentlich alles entspannt bis es an die Rechnung ging und die Bedienung völlig durcheinander würfelte was bisher schon bezahlt war und was nicht. Durch die bekannten Verständigungsprobleme nahmen die Diskussionen fast kein Ende. Um 21 Uhr brachen wir auf in Richtung Olympiastadion Kiew, in dem die Partie der Gruppe D Schweden - England ausgetragen wurde. Wie schon bei der WM war das Stadionumfeld weiträumig abgeriegelt und mehrere 100 Meter vorm Stadion gab es die ersten Kontrollen was Getränke betrifft. War aber alles ganz easy am Ende, körperlich wurde ich sogar gar nicht durchsucht. Einer aus unserer Gruppe ist sogar ohne Kontrolle mit Rucksack rein. Im Stadioninneren wurde man erstmal von einer blaugelben Wand erschlagen. Die reiselustigen Schweden waren mit knapp 20000 Fans vor Ort und stellten damit die höchstens 5000 Engländer in den Schatten. Eigentlich hatte das Spiel alles was man sich wünschen konnte - volle Hütte, gute Stimmung, ein geiles Spiel in dem erst die Scheden ein 0:1 in ein 2:1 drehen, bevor England ebenfalls die Partie komplett von 1:2 auf 3:2 drehte. Herz was willst du mehr :)
Nach dem Spiel legten wir noch den langen Fußmarsch zum Bus zurück und rückten wieder ins Hostel ein. Wir beschlossen den Abend bzw. die Nacht erneut in dem Pub von gestern zu beschließen, wo wir uns aber heute leider mit einem ungebetenen Gast rumschlagen mußten - irgendwann während unserer ersten Runde kam Pivo ins Lokal und setzte sich zu uns. Wir ließen uns breit schlagen doch ein Bier auszugeben, was sich als Fehler herausstellte...denn darauf wurden wir ihn nicht mehr los. Er brasselte uns die ganze Zeit die Ohren voll und wollte nach dem ersten Bier natürlich auch ein zweites. Wir täuschten dann vor nach Hause zu gehen und kamen kurz später wieder rein. Hat ganz gut funktioniert, als er später noch mal wiederkam ließ er uns mit Interventions-Hilfe der Bedienung in Frieden. Ich beendete die Nacht für mich um drei Uhr rum, Willi und Stefan blieben noch bis morgens um sechs.